Ton und Keramik, Terrakotta und Steingut, Steinzeug und Porzellan - Die Welt der Keramik ist voller Begriffe, die für Laien nicht so leicht zu fassen sind. Doch es gibt durchaus große Unterschiede in der Qualität und Widerstandsfähigkeit der Erzeugnisse. Zeit also, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
Aus der Erde und in den Brennofen
Die Wortherkunft der Keramik gibt bereits etwas Aufschluss über das Ausgangsmaterial und die Fertigungsweise. Der Begriff leitet sich vom altgriechischen Wort keramos ab und bezeichnet aus Ton hergestellte und gebrannte Erzeugnisse.
Heute gibt es viele Wege, Keramik herzustellen. Dazu zählen die Aufbautechnik mit den Händen, das Drehen auf der Töpferscheibe, das Gießen in Gipsformen oder auch die industrielle Fertigung mit hocheffizienten Maschinen. All diesen Macharten liegt jedoch dasselbe Muster zugrunde: Der Ton wird zunächst aufbereitet, in die gewünschte Form gebracht und anschließend in einem Brennofen oder einer Grube gebrannt.
Bild (C) Paulo Castro Photography
Auf den richtigen Ton kommt es an
Der Herstellungsprozess keramischer Erzeugnisse beginnt mit der Gewinnung und Aufbereitung des Tons, dem Grundmaterial der Keramik. Ton ist ein vorwiegend anorganisches Material, das aus feinkörnigen Tonmineralien wie Silikaten, Quarz oder Metalloxiden besteht und bei ausreichendem Wassergehalt plastisch verformbar ist.
Bereits die genaue Zusammensetzung eines jeden Tons entscheidet über seine spätere Verwendungsmöglichkeit und die Qualität der Erzeugnisse. Manche Inhaltsstoffe machen den Ton beispielsweise plastischer und somit leichter bearbeitbar, andere sorgen für eine gute Widerstandsfähigkeit gegen hohe Brenntemperaturen. Nicht jedes Ausgangsmaterial eignet sich also gleichermaßen gut für die Bearbeitung auf der Töpferscheibe. Und während eine Sorte Ton sehr hohen Temperaturen im Brennofen standhält, verformt sich eine andere zu einem unansehnlichen Klumpen.
Hohe Temperaturen und warum sie so wichtig sind
Vor allem die Temperatur im Brennofen hat einen entscheidenden Einfluss auf das spätere Endprodukt und seine qualitativen Eigenschaften. Denn je höher die Brenntemperaturen, desto widerstandsfähiger wird die Keramik. Und die Temperatur ist es auch, die die Keramik in ihre Unterbegriffe teilt: Es wird unterschieden zwischen Irdengut - welches unterhalb der Sintergrenze gebrannt wird - und Sinterzeug, welches Temperaturen oberhalb dieser Grenze ausgesetzt wird.
Unter Sintern versteht man einen chemischen Prozess, der bei Temperaturen über 1150°C einsetzt. Dabei verschmelzen die kristallinen Strukturen des Tons an der Oberfläche miteinander und die Poren schließen sich, wodurch die Keramik auch ohne Glasur nahezu kein Wasser mehr aufnimmt. Dieser Prozess ist in etwa vergleichbar mit der Herstellung von Glas, wenngleich das optische Erscheinungsbild gesinterter Keramik sich nicht immer von niedrig gebrannter Keramik unterscheiden lässt.
Irdengut - Terrakotta bis Steingut
Zur Kategorie des Irdenguts, welches unterhalb der Sintergrenze gebrannt wird, gehören unter anderem das Steingut (nicht zu verwechseln mit dem ähnlich klingenden Steinzeug) und das rotbraune Terrakotta. Letzteres ist vor allem durch seine Farbe leicht zu identifizieren und Vielen in der Verwendung von Blumentöpfen ein Begriff. Und hier liegt auch einer der Vorteile dieser niedrig gebrannten Keramik: Durch seine hohe Porosität nimmt das Material nämlich viel Wasser auf und gibt es dann langsam wieder an die Pflanzen ab. Vor allem in wärmeren Gegenden ist das ein entscheidender Vorteil. Vorsicht ist jedoch im Winter in den gemäßigten Klimazonen geboten, denn Frost kann das poröse Material sprengen.
Auch Steingut hat trotz seiner Porosität Vorteile, wodurch man es nach wie vor häufig auf dem Markt findet. Durch seinen hohen Kalkgehalt lässt sich der Ton gut bearbeiten und der Herstellungsprozess ist durch die niedrigeren Brenntemperaturen bedeutend günstiger als Steinzeug oder Porzellan, was sich in der Regel positiv auf den Preis auswirkt.
Geschirr aus Steingut ist jedoch weniger stoßfest und widerstandsfähig als Sinterzeug. Außerdem muss es in jedem Fall mit einer Glasur überzogen werden, denn das Material selbst ist nicht zur Gänze wasserdicht. Oft wird Steingut dennoch als spülmaschinenfest verkauft. Der unglasierte Tellerfuß, kleine Haarrisse oder Abplatzungen in der Glasur können aber unter Umständen problematisch werden. Durch Einweichen im Spülbecken oder den langen Waschgang in der Spülmaschine dringen geringe Mengen an Wasser ein und das Material saugt sich voll. Wird die Keramik nach dem Waschen nicht sorgfältig an der Luft getrocknet, kann es deshalb zu Schimmelbildung kommen.
Sinterzeug - Steinzeug und Porzellan
Zur Kategorie des Sinterzeugs zählen sowohl Steinzeug als auch Porzellan. Beide Keramik-Unterarten werden bei Temperaturen über der Sintergrenze von 1150°C gebrannt und nehmen daher auch in unglasiertem Zustand nahezu kein Wasser auf. Sie sind pflegeleicht, besonders stoßfest und daher sehr langlebig.
Optisch lassen sich das zum Sinterzeug zählende Steinzeug und das dem Irdengut zugewiesenen Steingut leider kaum bis gar nicht unterscheiden. Beide Unterarten der Keramik werden aus einem hellgrauen oder zartbeigen Ton gefertigt und häufig mit bunten Glasuren überzogen. Es ist daher wichtig, sich vor einem Kauf genau über das Material zu erkundigen. Steinzeug ist nämlich wesentlich robuster und in der Regel lässt es sich ohne Probleme in der Spülmaschine waschen.
Bild (C) Paulo Castro Photography
Einfacher zu unterschieden ist hingegen Porzellan. Die Zusammensetzung des Tons enthält einen hohen Anteil an Kaolin, wodurch das Material sehr hell ist und ein dünnwandiges und oft auch leicht durchscheinendes Aussehen besitzt. Klassisches Porzellan ist häufig in weiß oder – wenn der Ton vor dem Guss mit Pigmenten eingefärbt wurde – pastellfarben gehalten. Meist wird es zusätzlich mit einer transparenten Glasur überzogen. Da Porzellanerde selten ist und bei besonders hohen Temperaturen gebrannt wird, ist es auch als Weißes Gold bekannt. Seine Besonderheit schlägt sich demnach für gewöhnlich auch im Preis nieder.
Die Qual der Wahl
Keramik ist ein weitgefasster Begriff, der sich in das poröse Irdengut (Terrakotta, Steingut) und das wasserundurchlässige Sinterzeug (Steinzeug, Porzellan) unterteilen lässt. Die Unterschiede in Qualität, Pflegeleichtigkeit und Preis sind vor allem auf die Herstellungsweise, die Zusammensetzung des Tons und die Brenntemperaturen zurückzuführen.
Jede Keramik-Unterart weist gewisse Vor- und Nachteile auf. Terrakotta und Steingut bestechen beispielsweise durch seinen günstigen Preis. Steinzeug und Porzellan hingegen sind besonders pflegeleicht und langlebig. Für welches Geschirr man sich letztendlich entscheidet, sollte daher gut abgewogen werden.